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Von Stuttgart 21, Libyenkrieg und dem deutschen Wutbürger

Veröffentlicht: Juni 16, 2011 von sieleben in Politik
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Etwas verdutzt rieb ich mir im September letzten Jahres die Augen, als ich zehntausende Demonstranten in Stuttgart protestieren sah. Über alle Schichten, Berufsgruppen und Altersklassen hinweg demonstrierten die Massen in der baden- württembergischen Hauptstadt. Man sah Rentner Hand in Hand mit Schülern, Männer und Frauen aus allen Interessengruppen vereint gegen eine einzige Sache.
Man wurde unweigerlich an die großen Friedensdemonstrationen in den späten 60er Jahren oder die Volksdemos für die deutsche Wiedervereinigung in den 80ern erinnert.

Ich befand mich zu dieser Zeit in den Niederlanden und wurde von einem holländischen Kollegen gefragt, gegen was die Leute da überhaupt protestierten. Da ich mich relativ wenig für süddeutsche Lokalpolitik interessiere, war der Beginn von „S21“ so ziemlich an mir vorbei gegangen und ich konnte ich ihm keine genauen Erklärung liefern. Nachdem ich mich dann etwas in die Situation eingelesen hatte, verstand ich nur noch Bahnhof.
Es konnte doch nicht sein, dass sich so viele Menschen organisieren, nur wegen einem Bauprojekt, was zugegebenermaßen relativ teuer und unsinnig ist, aber letztlich doch nur ein Bahnhof. Es wäre ja nicht das erste Projekt gewesen, das den deutschen Steuerzahler Milliarden gekostet hat. Ich erinnere da nur mal an das „Projekt Berlin“, welches Milliarden von Euro verschlungen hat….

Im Grunde geht es bei S21 darum einen oberirdischen Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen; Kostenpunkt etwa 4 Mrd. €, welche zwischen Bahn, Bund und Länder aufgeteilt wurden und durch Grundstücksverkäufe und ein erhöhtes Fahrgastaufkommen relativiert werden sollten. 2006 wurde das Projekt im Landtag angenommen, 2007 regelte DB, Land und Bund die Kostenfrage und 2009 unterschrieb der Ministerpräsident Oettinger, Bundesverkehrsminister Tiefensee und DB-Vorstandsmitglied Garber die Verträge. Im Januar 2010 begannen die Bauarbeiten.
Seit 2009 gab es kleinere Montagsdemos gegen den Bau auch einige Unterschriftenaktionen, die allerdings abgelehnt wurden. Die Meinung in der Bevölkerung war zweigeteilt, wobei die Stimmung zu Anfang des Projektes deutlich besser war. Aber auch in 2010 hielt sich Pro und Contra etwa die Waage.

Die Stimmung kippte erst richtig, als es in der Nacht vom 30. September auf den 1.Oktober zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizei kam. Dabei zeigte der deutsche Polizeistaat sein wahres Gesicht und knüppelte munter auf Schüler, Rentner, Frauen und Unbeteiligte ein.
Ich musste mir da schon ein schadenfrohes Lächeln verkneifen, als man fassungslose Traditions-CDU-Wähler am Tag nach dem „schwarzen Donnerstag“ in die Fernsehkameras stottern sah, nachdem sie von voll gepanzerten Einsatzpolizisten mit Schlagstöcken zur Raison geprügelt wurden. Dass so etwas in unserem „Rechtstaat“ möglich sei, konnte die Mehrheit dieser Leute nicht begreifen. Jeder politische Aktivist weis aber, dass man so als Polizist sein Geld verdient und dies beileibe keine „Einzelfälle“ sind. Es war daher irgend wie mal schön zu sehen, dass die „braven Bürger“ endlich mal etwas von ihrer eigenen Medizin zu schmecken bekommen und sehen wohin ihr Sicherheitswahn und Polizeistaat im Endeffekt führt.

Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass der deutsche Michel verstehen würde, dass seine Meinung „die da oben“ nicht wirklich interessiert und dass die Polizei unsere Volksvertreter notfalls auch mit Gewalt vor ihren eigenen Bürgern schützt. So hoffte ich, S21 könne es schaffen von einer Protestbewegung gegen den Bau eines Bahnhofs zu einer Bürgerrechtsbewegung für Freiheit und Demokratie werden. Ich wurde enttäuscht. Nichts dergleichen ist passiert. Die Grünen haben sich, taktisch klug und berufsopportunistisch wie sie sind, in den Demonstrationszügen platziert, um den Anschein zu erwecken, sie hätten irgend etwas anders gemacht. Die Wähler in BaWü haben es ihnen abgekauft und die CDU Regierung abgewählt. Toll. Jetzt ändert sich GARANTIERT etwas….

Vom Stuttgarter „Wutbürger“, der sich gegen undemokratische Maßnahmen, Ungerechtigkeit und Polizeigewalt aufgelehnt hat, ist nicht mehr viel übrig geblieben, außer  übergroße Buttons an den Jack Wolfskin Westen von Mitte-50ern, die auch mal ein bisschen Revoluzzer spielen wollten und 1968 entweder zu jung oder zu spießig gewesen sind, um mal wirklich Radau zu machen.

Grund dafür hätte der deutsche Wutbürger allemal, um jetzt endlich mal auf den Putz zu hauen. Gerade die Stuttgarter sollten momentan täglich Demonstrationen, Mahnwachen und Informationsaktionen starten, denn ihre Stadt ist Dreh- und Angelpunkt von Mord und Totschlag in der ganzen Welt!

Die US-Armee hat nämlich ihre Waffenleitzentrale in Stuttgart-Möhringen. Dort befehligt man die Einsätze der US-Streitkräfte im völkerrechtswidrigen Libyenkrieg. Unsere tolle Bundeskanzlerin Merkel hat den USA natürlich eine umfassende Hilfe angeboten, damit die USA schön Krieg führen können.

Stand da nicht mal was in unserem Grundgesetz? Ja, richtig! Es wäre mal an der Zeit, dass das auch mal unsere Politiker in das olle GG schauen und man nicht nur Schüler damit quält.

„Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.
Art. 26 GG „(1)

Willy Brandt hat es damals doch so schön formuliert: Von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen! Doch, ist Stuttgart-Möhringen nun kein deutscher Boden? Genauso wie Ramstein, oder irgend ein anderer der Stützpunkte von dem die USA ihre Kriege in aller Welt koordinieren? Wo ist denn jetzt der tolle „Wutbürger“? Ist er denn etwa nur wütend, wenn es um so ein „wichtiges“ Thema, wie den Bau eines Kopfbahnhofs geht? Sind Hunderttausende Menschenleben, die jeden Tag mal eben so weggebombt werden weniger wichtig, als ein paar Bäume in einem Schlosspark?? Wieso halten sie dort keine Mahnwachen ab, gegen einen Krieg dessen Gründe genauso erstunken und erlogen sind, wie damals im Irakkrieg?

Es geht in Libyen weder um Demokratie noch um Menschenrechte. Es geht im Prinzip nur im drei Dinge: Öl, Wasser und Geld. Ghaddafi hat vor 30 Jahren damit begonnen ein Süßwasserprojekt zu bauen. Libyen verfügt über riesige Süßwasservorräte, die aber nicht einfach so verfügbar sind. In diesem Artikel können die Details nachgelesen werden. Nach Fertigstellung des Projektes hätte das Land genügend Wasser zur Verfügung gehabt, um halb Nord-Afrika in eine blühende Oase zu verwandeln. Dieses ganze Projekt wurde OHNE Finanzierung oder Schulden bei internationalen Instituten, wie der IWF aus dem Boden gestampft. Sehr schlechte Idee Herr Ghaddafi. Das gefällt der Weltelite überhaupt nicht….

Gleichzeitig wollte er aus dem internationalen Geld- und Zinssystem aussteigen und in eine Goldwährung zurück. Das geht ja aus Sicht der Globalisten mal überhaupt nicht. Die Goldwährung ist der größte Feind von globaler Kontrolle durch FED und Währungsfond. Mit einer Goldwährung hätte man sich eben aus diesem System gelöst. Gleichzeitig wollte er das Öl nur noch gegen Gold verkaufen und man hätte damit eine wahnsinnig starke Währung erschaffen, mit der man mittelfristig wahrscheinlich ganz Nord-Afrika hätte befreien hätte können. Hier weiterlesen.

Manche glauben, die Luftangriffe auf Libyen hätten das Ziel, Zivilisten zu schützen. Andere sind überzeugt, dass sie sich gegen Gaddafis Plan richten, eine Goldwährung für Afrika einzuführen. „Dies ist eines der Dinge, die man in absoluter Geheimhaltung planen muss. Sobald man erklärt, dass man zu etwas anderem als dem Dollar wechseln will, macht man sich zur Zielscheibe“, meint James Thring, Gründer der britischen NGO „Ministry of Peace“. (Russia Today).

Dieser ganze Blödsinn man wolle „Zivilisten“ vor dem bösen Diktator Ghaddafi schützen, ist alles an den Haaren herbeigezogen. Natürlich ist Ghaddafi kein Unschuldslamm, aber auch kein wahnsinniger Irrer, wie er in den Mainstreammedien dargestellt wird. Libyen florierte unter ihm, wie kein zweites Land in Afrika.

Libyen hat eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen des afrikanischen Kontinents. Die Sozialversicherung der Einwohner umfasst die kostenlose medizinische Versorgung sowie Witwen-, Waisen- und Altersrenten. Allgemeine Schulpflicht bei kostenlosem Unterricht besteht für Sechs- bis Fünfzehnjährige.
Wikipedia

Sein Land hat die höchste Lebenserwartung, höchstes Prokopfeinkommen, bestes Bildungs- und Gesundheitssystem in Nord-Afrika. Solche Tatsachen werden aber einfach verschwiegen und mit Lügen bekämpft. So ein böser Bube kann Ghaddafi ja auch nicht sein, da der Westen 40 Jahre lang mit ihm Geschäfte gemacht hat. Gerade der französische Ministerpräsident Sarkozy war bis letztes Jahr noch ein enger Verbündeter Ghaddafi`s und auch die USA hofierten den vermeindlichen Diktator. So nannte die US-Außenministerin Ghaddafi vor einem Jahr noch einen „wertvollen Verbündeten im Kampf gegen Al-Quaida“.

Genauso wird verschwiegen, dass es sich bei den „Rebellen“ nicht um eine demokratische Bewegung handelt, die Ghaddafi absetzen will, um freie Wahlen durchzusetzen. Es sind Stammesfürsten und lokale Machthaber, die den Ölreichtum für sich beanspruchen und dafür natürlich von der Nato und den USA unterstützt werden.

Unter ihnen befindet sich jedoch die Libyan Islamic Fighting Group (LIFG Libyisch- Islamische- Kampfgruppe). Ihr Ziel ist es, den Diktator zu stürzen, die Gläubigen unter einem Banner zu vereinen und einen islamischen Staat zu errichten, dessen Rechtssystem auf der Scharia basiert. Gegründet wurde sie 1995 von Mujahideen Veteranen, welche 1995 in Afghanistan gegen die sowjetischen Truppen kämpften. 1996 unternahm sie einen Anschlagsversuch auf Gaddafi, welcher allerdings nicht erfolgreich war. Der Diktator ging dann mit absoluter Härte gegen diese Gruppe vor. Des Weiteren suggerierten Geheimdienstberichte, dass einige Mitglieder der LIFG dem Terrornetzwerk Al-Quaeda beitraten.
www.suite101.de

Diese Rebellen sind nun alles andere als brave Jungs. Es gibt zig Berichte darüber, dass sie Al-Quaida nahe stehen und systematisch morden, vergewaltigen und brandschatzen.

Dies ist eine Geschichte, die CNN nicht berichten wird. Spät in der Nacht donnert es an die Tür in Misrata. Bewaffnete Soldaten zwingen junge libysche Frauen mit vorgehaltener Waffe aus den Betten. Frauen und Teenager werden auf Lastwagen gestoßen und die Soldaten bringen sie eilends zu Gruppensex-Parties für NATO-Rebellen oder aber sie vergewaltigen sie vor den Augen ihrer Männer oder Väter. Wenn die NATO-Rebellen ihren Vergewaltigungssport beendet haben, schneiden die Soldaten den Frauen die Kehlen durch. Vergewaltigungen kommen jetzt ständig in den von Rebellen gehaltenen Städten vor wie eine organsisierte militärische Strategie, wie Flüchling berichten.
Joanna Moriarty, die einer weltweiten Faktenuntersuchungs-Delegation angehört, die diese Woche Tripolis besucht, hat auch Berichte, dass NATO-Rebellen von Haus zu Haus in Misrata gehen und die Familien fragen, ob sie die NATO unterstützen. Wenn die Familien nein sagen, werden sie auf der Stelle getötet. Wenn die Familien sagen, sie wollen sich aus dem Kampf heraushalten, greifen die NATO-Rebellen zu einer anderen Methoden, um anderen Familien Angst einzujagen. Die Türen von „neutralen Häusern“ werden zugeschweißt mit den Familien im Inneren, berichtet Moriarty. In libyschen Häusern sind die Fenster allgemein vergittert. Wenn die Türen also zugeschweißt sind, sind die Libyer in ihren eigenen Häusern eingesargt, und die NATO-Streitkräfte können sicher sein, dass große Familien langsam verhungern. Dies passiert täglich, nicht vereinzelt. Und es sind nicht die Soldaten Gaddafis, die dafür verantwortlich sind. Es sind umgekehrt die pro-Gaddafi und neutralen Familien, die Opfer dieser Angriffe sind. Diese NATO-Taktik mag in der Hoffnung angewandt worden sein, sie Gaddafi in die Schuhe schieben zu können. Sie schlug jedoch fehl.
Quelle

Das, meine lieben deutschen Wutbürger, ist die Realität. So sieht Krieg aus. Aber…. Das ist ja weit weg, nicht wahr? Das interessiert ja nicht wirklich. Weder euch, noch eure „gewählten Volksvertreter“. Es interessierte irgend wie kein Schwein, dass solche grausamen Verbrecher erst ermöglicht werden, weil wir den US-Besatzern 60 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges immer noch gestatten ihre Allmachtsfantasien von unserem Grund und Boden auszuleben.
Weil IHR zuhause sitzt und nichts tut, sterben im Irak, Afghanistan und Libyen Frauen und Kinder. Weil IHR es zulasst, dass die Amerikaner ihren schmutzigen Krieg von ihren Basen in unserem Land vorbereiten uns ausführen. Weil sich unsere Volksvertreter nicht an die Gesetze halten, die sie selbst gemacht haben und wir sie dafür nicht zur Verantwortung ziehen.
Das scheint euch überhaupt nicht wütend zu machen? Wo ist denn jetzt der Volksaufstand? Wo sind die Massen, die noch vor ein paar Monaten geschlossen gegen den Bau eines Bahnhofs und das Fällen von ein paar Bäumen demonstriert haben? Wo sind die Grünen und die ganzen anderen Pseudo-Pazifisten, wenn es um ein wirklich wichtiges Thema geht? Sie sitzen sich die Ärsche breit und interessiere sich nicht für das Leid im Rest der Welt. Solange man mal gegen einen Bahnhof auf die Straße gegangen ist, hat man ja seine Schuldigkeit als Wutbürger getan.

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Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert…..

Staatlich bezahlte Steinewerfer…

Veröffentlicht: Oktober 24, 2010 von sieleben in Überwachungsstaat
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Das Hamburger Abendblatt berichtete am 18.10 im ihrem Artikel “Wir werden von der Politik verheizt” – Polizisten erzählen” darüber, wie deutsche Polizisten verkleidet auf Demonstrationen geschickt werden, um dort für Unruhe zu sorgen, damit die Kollegen einen Grund bekommen, um gegen die Demo-Teilnehmer vorgehen zu können!

Nach Angaben eines Polizisten, der allerdings anonym bleiben will, ist genau dies in Stuttgart passiert, was zu den Gewaltszenen geführt hat, die wir alle aus den Nachrichten kennen.

„Ich weiß, dass wir bei brisanten Großdemos verdeckt agierende Beamte, die als taktische Provokateure, als vermummte Steinewerfer fungieren, unter die Demonstranten schleusen. Sie werfen auf Befehl Steine oder Flaschen in Richtung der Polizei, damit die dann mit der Räumung beginnen kann. Ich jedenfalls bin nicht Polizist geworden, um Demonstranten von irgendwelchen Straßen zu räumen oder von Bäumen runterzuholen. Ich will Gangster hinter Gitter bringen“

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