Kommt man in einer Unterhaltung oder Diskussion auf das Thema „Bilderberg“ stößt man meist nur auf fragende Gesichter und ungläubiges Staunen. Von dieser Gruppe und deren alljährlichen Treffen wissen nur die Wenigsten. Ein Grund dafür ist das Schweigen der Mainstreammedien, mit welchem sie auf die Bilderberger reagieren. Seit 60 Jahren scheinen sich Medienvertreter einem kollektiven Schweigegelübde unterworfen zu haben, welches eine Berichterstattung über die Konferenz ausschließt und Kritik ignoriert.
Wie kann es sein, dass eine Konferenz bei der sich 120 der mächtigsten und einflussreichsten Vertreter aus Politik, Medien, Wirtschaft und (Geld)Adel zusammen tun unter dem Radar der Presse hindurchrutscht? In einer Zeit, in der die großen Zeitungsverlage in starkem Konkurrenzdruck zueinander stehen und das Internet ihnen die Leserschaft abspenstig macht, könnte solch eine Story zum Aufhänger für Wochen werden. Aber nichts… Stille im Blätterwald.
Über weitaus weniger wichtige Gipfel und Treffen, an denen nur einen Bruchteil der Prestigeträger wie bei Bilderberg teilnehmen, wird ausgiebig berichtet. Das völlige Fehlen von Mainstreammedien in der langen Geschichte der Bilderberger lässt auf Methode schließen. Diese Vermutung ist nicht unbegründet, betrachtet man die Faktenlage und die eigenen Aussagen der Bilderberger. So äußerte sich David Rockefeller:
„Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen großen Publikationen dankbar, deren Chefredakteure an unseren Treffen in der Vergangenheit teilnahmen und die Zusage der Vertraulichkeit fast 40 Jahre lang respektierten. ” aus David Rockefellers “Memoirs” (2002).
Es scheint also ein stilles Abkommen zwischen großen Medienhäusern und den Bilderbergern zu geben. Verwunderlich ist das weniger, da die Zeitungswelt mittlerweile so monopolisiert worden ist, dass eine Zensur von „oben herab“ absolut machbar wäre.
Natürlich beschränkt sich diese Zusammenarbeit zwischen Medien und Bilderberger nicht nur auf die USA. Am diesjährigen Treffen in St.Moritz war, laut Teilnehmerliste, auch ein deutscher Journalist beteiligt: Matthias Nass, der ehemalige stellv. Chefredakteur der ZEIT und seit 1997 regelmäßiger Teilnehmer der Konferenz war auch dieses Jahr anwesend und wieder einmal schweigen sich er und sein Arbeitgeber aus.

© Götz Wiedenroth http://www.wiedenroth-karikatur.de
Wie auch in den letzten Jahren konnte man nur sehr vereinzelt etwas über die Bilderberger in den deutschen Medien erfahren. Ich konnte nur bei Die Welt online einen Artikel über die Konferenz finden, der meiner Meinung nach auch nicht wirklich informativ gewesen ist. Man nennt keine Namen und informiert auch nicht über die Tragweite dieser Konferenz.
Die BILD brachte ebenfalls einen Artikel (auf der letzten Seite) in ihrer Druckausgabe. Online war leider dort auch nichts zu finden.
Meine Suche in den Archiven der Zeitungen blieb ebenfalls relativ erfolglos. Hier und da findet man ein paar Artikel, die sich aber an einer Hand ablesen können und meist eher Desinformationen beinhalten. Im Online-Archiv des Focus zum Beispiel findet sich ein Eintrag über Bilderberg in der Rubrik „Weltverschwörung“.
Ich habe es mir daher in diesem Jahr nicht nehmen lassen selbst ein bisschen bei den Zeitungen nachzubohren. So gab ich mich als besorgter Bürger aus und schickte eine Anfrage an die folgenden Zeitungen und Magazine: Spiegel, Stern, Focus, FAZ, Süddeutsche, ZEIT, Hamburger Abendblatt, taz und BILD.
Mit Ausnahme der BILD erhielt ich keine Antwort. Der Redakteur der BILD verwies mich auf ihren Artikel in der Druckausgabe. Ansonsten schien es keine der Zeitungen für nötig zu halten auf meine Anfrage zu reagieren. Hier die Mail:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Letzte Woche machte mich ein Arbeitskollege auf ein Thema aufmerksam, von dem ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Er erzählte mir von einer „Geheimkonferenz“ der „Bilderberger“ im schweizerischen St. Moritz am vergangenen Wochenende.
Nun muss ich dazu sagen, dass ich mich selbst für einen politisch-interessierten und gut Informierten Bürger halte, der täglich verschiedene Tages- und Wochenblätter ließt, um so einen Überblick über die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu bekommen. Von den so genannten „Bilderbergern“ hatte ich aber bis dato aber noch nie etwas gehört.Also begab ich mich, noch im Büro, auf die Suche nach dieser Konferenz und wurde relativ schnell fündig. Allerdings brachte meine Suche lediglich Blogs und Medien zum Vorschein, denen ich nicht unbedingt mein Vertrauen schenkte, da ich von diesen vorher auch noch nie etwas gehört hatte. Deshalb nutzte ich die Online-Suchfunktionen der großen deutschen Zeitungen und Magazine und schaute bei den folgenden Zeitungen unter „Bilderberg“ und „Bilderberger“ nach, ob etwas darüber berichtet wurde: Spiegel, Stern, Focus, FAZ, Süddeutsche, ZEIT, WELT, Hamburger Abendblatt, taz und BILD.
Etwas überrascht war ich darüber, dass ich außer bei „Die Welt“ in KEINER online Ausgabe der anderen Zeitungen und Magazine fündig werden konnte. Im Archiv des Hamburger Abendblattes stieß ich auf zwei Artikel von 1988/89 und bei der BILD auf einen von 2010. Der einzig aktuelle Bericht findet sich also bei der Welt.
In diesem Artikel wird beschrieben, dass es sich bei der Bilderberger Konferenz um eine Art „Geheimtreffen“ der Weltelite handelt, bei der namhafte Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien und sogar Adel anwesend sind. Um an Namen zu kommen, musste ich dann wieder alternative Medien nutzen. Ich war überaus erstaunt zu erfahren, wie elitär der Mitgliederkreis dieser Bilderberger Konferenz tatsächlich ist. Man findet darauf namhafte Politiker aus aller Welt, Aufsichtsräte von Firmen wie Siemens, Google, Facebook, Royal Dutch Shell, Coca-Cola und Institutionen wie der EU, UN, Europäischer Zentralbank und anderer privater Bankinstitute, wie Goldman-Sachs. Politische Schwergewichte wie Henry Kissinger und David Rockefeller waren auch anwesend. Es finden sich sogar Adelige, wie die Königin von den Niederlanden und Spanien wieder!!
Also wirklich jeder, der Rang und Namen hat, scheint auf dieser Konferenz vertreten gewesen zu sein. Nun frage ich mich ernsthaft, wieso darüber nicht, bzw. kaum berichtet wird?! Wie kann es sein, dass es von den zehn namhaftesten deutschen Zeitungen lediglich eine schafft einen Artikel darüber zu bringen, der zugegebenermaßen wenig informativ ist? Können Sie mir das vielleicht erklären? Bei jeder kleinen Filmpremiere, auf der ein paar abgehalfterte C-Promis über den roten Teppich stolzieren, sind Journalisten und Fotografen anwesend, aber bei einem solchen Event schweigt sich der Blätterwald konsequent aus? Wieso wird uns Bundesbürgern verschwiegen, dass sich dort offensichtlich Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Medien und Wissenschaft, Adel und Geldadel versammeln und hinter geschlossener Türe etwas besprechen, von dem die Öffentlichkeit nichts erfährt?
Wie ist das zu erklären? Hielt man es nicht für nötig darüber etwas zu schreiben? Wenn nicht über eine solche Konferenz, worüber bitte denn dann?Ich bin wirklich verunsichert und auch etwas besorgt. Natürlich weis ich, dass jedes Blatt in Deutschland eine gewisse politische Ausrichtung hat. Das ist ja auch normal und man rechnet damit. Aber irgend wie scheint man sich im Falle der Bilderberger relativ einig zu sein, nichts zu schreiben. Ich zweifele momentan wirklich an der Integrität der deutschen Medien und frage mich inwieweit man sich überhaupt auf diese Weise informieren sollte. Unterschiedliche Meinungen sind ja akzeptabel, aber ein Thema völlig tot zu schweigen, ist es nicht.
Die ZEIT und die Bilderberger
Ganz besonderes Interesse hatte ich an der Reaktion der ZEIT da sie in ihren eigenen Reihen einen Bilderberger haben. Matthias Nass, früherer stellv. Chefredakteur und heute internationaler Korrespondent besucht seit 1997 regelmäßig die Konferenz ohne auch nur einen einzigen Artikel darüber geschrieben zu haben. Daher sendete ich der ZEIT noch weitere E-Mails und wendete mich, sowohl an Redaktion, als auch an die Stelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Sehr geehrte Frau …,
In meiner E-Mail zum 17.06 fragte ich via kontakt@zeit.de zur Bilderberger Konferenz 2011 in St.Moritz an. Ich wollte gerne wissen, wieso in der Online Ausgabe der Zeit nicht ein Wort über das Treffen verloren wurde, obwohl es mMn. ein durchaus berichtenswertes Ereignis war. Gleichzeitig wollte ich erfahren, ob in der gedruckten Ausgabe ein Artikel zum Thema gebracht wurde. Leider erhielt ich bisher noch keine Antwort, werde mich aber noch ein wenig gedulden.
Nach einiger Recherche zum Thema Bilderberg bin ich immer wieder auf einen Namen auf der Konferenzteilnehmerliste gestoßen: Matthias Nass, bei ihnen laut Pressemitteilung vom 17.09.2010 internationaler Korrespondent und vorher stellvertretender Chefredakteur. Laut diverser alternativer Medienportale war Herr Nass bei einigen Bilderberger-Konferenzen anwesend, so 2011 in der Schweiz, 2005 in Deutschland, 2001 in Schweden, 2000 in Belgien, 1999 in Portugal, 1998 in Schottland und 1997 in den USA.
Man kann also sagen, dass Herr Nass durch seine langjährige Anwesenheit bei der Konferenz und seine Tätigkeit als Journalist durchaus zu einem Experten zum Thema „Bilderberg“ geworden sein muss. Deshalb kann ich es in keinster Weise nachvollziehen, dass sich Herr Nass, zu meinem Wissen, nie journalistisch zur Konferenz geäußert hat. Unter http://www.zeit.de/autoren/N/Matthias_Nass/index.xml konnte ich nicht einen Artikel finden, der sich mit der Konferenz beschäftigt. Ich brenne nun darauf zu erfahren, wieso ein Top-Journalist, ehemaliger stellv. Chefredakteur sowie internationaler Korrespondent bei einer solchen Konferenz der politischen und wirtschaftlichen Schwergewichte anwesend ist ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Meine Auffassung von „Journalismus“ war eigentlich immer, dass man über solche Ereignisse berichten sollte. Bitte berichtigen Sie mich, wenn ich falsch liege, aber liegt es etwa nicht im öffentlichen Interesse, wenn sich dort gewichtige Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Medien, Adel und Geldadel versammeln, um eine Konferenz abzuhalten?
Ich hoffe Sie können mir an dieser Stelle weiterhelfen. Gerne können Sie diese E-Mail auch an Herrn Nass weiterleiten. Ich hätte ihn ja direkt angeschrieben, habe aber leider seine E-Mail Adresse nicht ausfindig machen können.
Mit freundlichen Grüßen,
Auf diese E-Mail erhielt ich den Verweis, dass man nicht für eine solche Anfrage die richte Ansprechperson sei. Ich antwortete wie folgt:
Sehr geehrte Frau …,
Da muss ich Ihnen leider widersprechen. In Ihrer Tätigkeit als Leiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sollte es sehr wohl in Ihrem Interesse liegen zu erläutern, welche Verbindungen ein vermeintlich freier Journalist ihrer Zeitungen zu Wirtschaftsmagnaten, Politikern und Lobbyisten hat. Anfragen an die Redaktion der Zeit wurden/werden schlichtweg ignoriert. Es drängt sich da das Bild mit den drei Affen auf; Nichts hören, nichts sehen und nichts sagen.
Ich möchte es daher vielleicht noch mal deutlicher machen: Ihre Leserschaft, sowie die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, wieso ein leitender Angestellter ihrer Zeitung Mitglied einer Organisation ist, die im Ruf steht eine „Schattenregierung“ gebildet zu haben, die über die Köpfe der Menschen hinweg Entscheidungen trifft, die weder demokratisch abgesegnet wurden, noch überhaupt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Des weiteren sei angemerkt, dass bei dieser Veranstaltung auch mutmaßliche Kriegsverbrecher, wie Henry Kissinger anwesend waren, die per internationalem Haftbefehl gesucht werden. Wieso setzt sich Herr Nass mit solchen Leuten in ein Boot?
Die Rolle eines Journalisten, der zu solch einer Veranstaltungen eingeladen wird, sollte es sein darüber zu berichten. Dem ist aber, so weit mir das bekannt ist, Herr Nass in den letzten 10 Jahren nicht nachgekommen.Ich möchte daher Herrn Uwe Krüger von IPJ in Leipzig zitieren, der nach seiner Meinung zu einer Verwicklung von Journalismus und Bilderberg gefragt wurde:
„Dies verletzt journalistische Grundregeln von Unabhängigkeit und kritischer Distanz zu den Mächtigen. Aus Sicht von Journalisten ist es sicher reizvoll, einen solch einmaligen Einblick in die Diskussion auf höchster Ebene zu bekommen. Der Erkenntnisgewinn wird aber dadurch konterkariert, dass er mit einem Schweigegelübde bezahlt wird und mit Loyalitäten Abhängigkeiten im Elitenmilieu.“ Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/34/34928/1.html
Es drängt sich gerade zu die Vermutung auf, dass man es hier mit einem kollektiven Schweigegelübde der deutschen Presse zu tun hat, da es außer der BILD und Die Welt keine andere auflagenstarke Zeitung oder Magazin für nötig erachtet hat etwas über Bilderberg zu bringen. Man muss daher den deutschen Mainstreammedien entweder ein Versäumnis, auf Grund von Unkenntnis und Desinteresse unterstellen, oder ein willentliches Ignorieren auf Grund von Seilschaften und Verwicklungen. Angesichts der Tatsache, dass Bilderberg seit über 60 Jahren existiert, in alternativen Medien darüber berichtet wird und ja offensichtlich Mitglieder aus der Riege des deutschen Journalismus rekrutiert werden, kann von Unwissenheit nicht die Rede sein. Da bleibt dann wohl nur noch der zweite Punkt.
Nun entscheiden Sie bitte selbst, ob Sie dafür die richtige Ansprechpartnerin sind.Mit freundlichen Grüßen,
Diese E-Mail blieb bisher ohne Antwort und um ehrlich zu sein, erwarte ich auch keine. Die Medien sitzen mit den Bilderbergern im selben Boot. Wer daran noch Zweifel hat, kann diese ja gerne mal im Kommentarbereich kund tun. Es ist jetzt an uns, den alternativen und freien Kräften, über die Machenschaften der Schattenregierung zu berichten. Wir müssen vor Ort sein und Fotos schießen, Interviews führen und die Arbeit der Medien übernehmen, da diese offensichtlich dazu nicht in der Lage sind. Gleichzeitig müssen wir auf sie Druck ausüben und zwingen darüber zu berichten. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass jede kleine Lokalzeitung zentral gesteuert und kontrolliert wird. Man muss dort ansetzen und die Redakteure mit Leserbriefen und E-Mails auf das Thema hinweisen. Vielleicht tut sich ja bei dem Einen oder Anderen noch was und er erkennt, dass der Mainstream Journalismus nur ein Propagandaorgan des Systems ist dem man sich widersetzen muss, wenn man tatsächlich Wahrheit und Fakten verbreiten möchte.
Also Leute, haut in die Tasten. Schreibt eure lokalen Zeitungen an, verfasst Leserbriefe und fragt bei den „großen“ Medienhäuser an. Setzt sie unter Druck und zeigt ihnen, dass WIR wissen, was sie uns verschweigen wollen. Noch sind wir frei und können die Leute aufwecken. Nutzt die Chance solange wir sie noch haben!